Bildung & Kommunikation

Bildung ist, wenn man alles gelesen und alles wieder vergessen hat.

So drückt es zumindest Schwanitz aus – sehr treffend, wie ich meine. Bildung ohne Lesen ist nicht möglich, auch wenn wir heute immer mehr Informationen durch Bilder vermittelt bekommen. Doch jedes Bild hat seine Grundlage in der Sprache: Vor seinem Entstehen muss der Fotografin oder dem Fotografen durch Worte vermittelt worden sein, was das Bild ausdrücken und welche Emotionen es wecken soll. Wie gut dieses “Briefing” ist hängt davon ab, über wie viele Worte wir zur Kommunikation verfügen – unserem Wortschatz.

Je ärmer der Wortschatz, desto schlechter die Kommunikationsfähigkeit. Je schlechter wir uns ausdrücken können, desto schwieriger können wir uns anderen mitteilen. Schlussendlich behindert dies die Entwicklung zwischenmenschlicher Bindungen. Ist der Wortschatz der Muttersprache klein, ist auch das Erlernen einer neuen Sprache nur beschränkt möglich – ein Aspekt, der in einer immer globalisierteren Welt laufend an Bedeutung gewinnt.

Wortreichtum und das Wissen um Wortherkunft und Wortbedeutungen schafft Sensibilisierung für wertvolle Inhalte. Früher gab es Anhaltspunkte für die Bewertung des Geschriebenen. Man konnte davon ausgehen, dass ein ledergebundes Buch mit Goldschnitt inhaltlich wertvoller sei, als so manch anderes. Durch moderne Medien gehen diese Kriterien verloren. Der größte Schund steht im Web und auf Social Media-Plattformen in gleicher Form neben einem wertvollen Aufsatz – eine erlogenen Geschichte in gleicher Form neben einer fundierten Studie. Durch Lesen lernen wir, Texte aufgrund ihrer Formulierung und Wortwahl auf deren Werthaltigkeit zu beurteilen.

Ohne Lesen – ob haptisch oder in digitaler Form – verkümmert eine Zivilisation, bis sie intellektuell nichts mehr beizutragen hat und ihr Verschwinden nur mehr eine Frage der Zeit ist. Daher dieses Plädoyer für das Lesen und die dadurch zu erlangende Bildung.