MEDIENINFORMATION DES
SOUVERÄNEN MALTESER-RITTER-ORDENS
19. JULI 2023
WIE WIR DEM PFLEGEKRÄFTEMANGEL BEGEGNEN
DIE PFLEGEDIENSTE DER MALTESER ARBEITEN AN LÖSUNGEN
Wien, 19. Juli 2023 – Die doppelte Betten-Kapazität des gesamten AKH Wien ist im stationären Bereich österreichweit bereits aufgrund von Pflegepersonalmangel gesperrt. Die Malteser sind von diesem Fachkräftemangel in zweifacher Hinsicht betroffen: Sowohl in der stationären, wie auch in der mobilen Pflege sind Lösungskonzepte gefragt.
Was die mobile Heimpflege betrifft, hat sich gerade während der Pandemie gezeigt, dass die 24-Stunden-Betreuung eine der sichersten und verlässlichsten Formen der Betreuung von Pflegebedürftigen zu Hause ist. Neben der finanziellen Belastung, die nicht auf die Betroffenen und ihre pflegenden und sorgenden Angehörigen abgewälzt werden darf, spielt der Personalmangel eine entscheidende Rolle. Für Helmut Lutz, Geschäftsführer von Malteser Care, des mobilen Pflegedienstes des Malteserordens, ist die unverzügliche Umsetzung folgender Punkte alternativlos: „Wenn wir uns dazu bekennen, dass Menschen im Falle eines Pflegebedarfs auch in ihrem vertrauten Zuhause leben können – egal ob es sich um ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Kinder mit chronischen Erkrankungen handelt – dann ist neben den Mobilen Diensten eine qualitätsvolle und leistbare 24-Stunden-Betreuung zwingend notwendig.“ Er ergänzt: „Mittlerweile haben Mobile Dienste wie die Hauskrankenpflege Wartelisten auf Grund des Personalmangels, von stationären Einrichtungen und Pflegeheimen ganz zu schweigen. Es wäre bei Entfall der 24-Stunden-Betreuung und -Pflege schier unmöglich, die rund 30.000 Menschen, die auf diese Leistungen angewiesen sind, anders zu versorgen. Die Politik muss die Förderung weiter anpassen, denn sonst werden alle Errungenschaften der letzten 15 Jahre ausgelöscht und der Bereich wird in den unkontrollierten Schwarzmarkt und in die Schattenwirtschaft abrutschen.“
Lösungskonzepte brauchen Unterstützung
Die Personalmisere in der Pflegelandschaft ist in Österreich über Jahre hinweg hausgemacht und wird durch einen schier unglaublichen bürokratischen Aufwand für hochqualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten weiterhin verschärft. Da die Malteser seit ihrer Gründung vor 975 Jahren Vorreiter im Bereich der Pflege und Betreuung sind, ist es keine Frage auch jetzt bei der Lösungsfindung an vorderster Front dabei zu sein. Ein Beispiel:
Im April 2023 nahmen die Malteser an einer Wirtschaftsdelegationsreise nach Manila teil. Als Vertreter der stationären Pflege war der Geschäftsführer der Pflegeeinrichtung „Malteser Ordenshaus“ mit 71 stationären Betreuungsplätzen, Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich, mit dabei. Ziel dieser Delegationsreise war es, Österreich als attraktives Land für die qualifizierte Zuwanderung von Pflegekräften aus den Philippinen zu etablieren. Gemeinsam mit der stellvertretenden Geschäftsführerin und Fachbereichsleitung für Pflege und Betreuung des Fonds Soziales Wien, Frau Monika Badilla, wurden Hochschulen und Ausbildungsstätten in Manila besucht, um Österreich, aber auch das Malteser Ordenshaus im speziellen, als attraktiven Arbeitgeber vorzustellen. Weiters standen Vernetzungstreffen mit dem philippinischen Arbeitsministerium, der Auswanderungsbehörde, der nationalen philippinischen Prüfungskommission für Pflegekräfte und der österreichischen Botschaft in Manila am Programm.
Das Fazit der Delegationsreise fasst Malteser Ordenshaus-Direktor Mag. Kissich wie folgt zusammen: „Seitens der philippinischen Regierung wird Österreich als vorrangig qualifiziertes Auswanderungsland für Pflegekräfte eingestuft und es ist alles vorbereitet, um bürokratische Hürden für Pflegekräfte dahingehend zu erleichtern, dass die Anerkennung als Pflegekraft nicht mehr – wie bisher – bis zu sechs Monate dauert, sondern innerhalb von ein bis drei Monaten (vom Erstkontakt im Ausgangsland, bis zur erfolgten Anerkennung und Arbeitserlaubnis in Österreich) abgeschlossen sein kann.“ Die Problematik liegt allerdings auf Seiten Österreichs. Mag. Kissich zu den Hindernissen: „Damit nicht jede Universität und Pflegeausbildungseinrichtung in den Drittstaaten separat zertifiziert werden muss, sind in vielen Ländern Staatsexamen eingeführt worden, die jede Pflegekraft zu absolvieren hat, bevor die Zulassung erfolgt. Aus der Beobachtung der philippinischen Staatsexamen kann ich nur sagen, dass die Qualifikationen, die bei dieser Prüfung gefordert sind, den Anforderungen mehr als entsprechen und unsere nationalen Standards sogar übertreffen. Doch Österreich – als einziges Land der EU – blockiert die Anerkennung dieser Staatsexamen und verhindert damit die Zuwanderung dringend benötigter, hochqualifizierter Pflegekräfte.“
Der Wissenschaftsminister ist nun gefordert aktiv zu werden und das Thema nicht länger zu negieren, denn sein Ressort ist für die Anerkennung akademischer Zertifizierungen von Drittstaaten zuständig. Dabei geht es nicht um die Befindlichkeit einzelner Institutionen, wie es die Malteser sind, sondern darum, die Pflegekräfte-Misere für alle betroffenen Institutionen unkompliziert zu entschärfen, indem Einwanderungsbestimmungen an internationale Gepflogenheiten angepasst werden. Denn trotz der Einigung mit Drittstaaten beharrt Österreich als einziges Land auf dem Status quo und verhindert damit für Betroffene die Sicherstellung einer qualitätsvollen Pflege. Als Malteser wollen wir lediglich – wie alle Pflegeinstitutionen des Landes – dass pflegebedürftige Menschen auch künftig so umfassend betreut werden können, wie dies die Menschenwürde und der Respekt vor dem Leben gebietet.
Rückfragen und Kontakt
Für weitere Informationen und Interview-Anfragen wenden Sie sich bitte an:
- Jochen Ressel | Leiter Kommunikation & Fundraising
Souveräner Malteser-Ritter-Orden – Großpriorat von Österreich
jochen.ressel@malteser.at | +43 664 1188 561 | www.malteserorden.at