Tracht & Identität
Im Mariazellerland, meiner Heimat, ist die Tracht fixer Bestandteil der Alltagskleidung und von Kindheit an sind einem Walkjanker, Wollstutzen, Wetterfleck, Lodenjoppe und Lederhose vertraut. Über die Jahre vergisst man diese Tradition und es verblasst die Erinnerung an das gemütliche, natürliche, praktische, bequeme und doch elegante dieser Kleidungsform. In meinem Fall war es ein Event mit dem Dresscode „Tracht“, das mich in das aus Kindheit und Jugend so bekannte Outfit schlüpfen ließ und ich spürte sofort: „Das ist ursächlich Teil meiner Person – mit mir und meiner Herkunft zutiefst verbunden.“ Seither trage ich nahezu täglich Tracht – egal ob am Land, oder in der Stadt.
Die Tracht ist Ausdruck der Identifikation mit der in der eigenen Lebensgeschichte prägenden Region, ist Ausdruck eines Lebensgefühls, ein Bekenntnis zur Herkunft und Teil eines individuellen Werteverständnisses.
Sie ist zwar modischen Schwankungen unterworfen, ist aber in ihrer grundsätzlichen Erscheinungsform seit über 100 Jahren stabil und bleibend – Werte, die wir in der unsteten und volatilen Welt von heute besonders vermissen. Entstanden aus den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen bei Arbeit und Fest transportiert die Tracht daher auch diesen wichtige Aspekt: Den Willen zur Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen.
Wolle, der daraus gewirkte Loden, Leinen, Leder und Seide spielen die Material-Hauptrollen. Sie stehen mehr denn je für Nachhaltigkeit, Natürlichkeit und Ressourcenbewusstsein. Aus all diesen Aspekten trage ich sie mit Freude und Stolz, die Tracht, als Teil meiner originären Identität.